All Things Vintage: The Future of Vintage?

All Things Vintage: The Future of Vintage?

Weil Kleidung aus den 90ern und früheren Jahrzehnten immer rarer wird, geistert eine Frage durch die Vintage Community: Welche Kleidung, die momentan noch nicht vintage ist, wird in zehn Jahren einen Vintage-Wert* haben?

Um das herauszufinden, haben wir bekannte Vintage-Verkäufer*innen befragt, vergangene Hypes analysiert und wir verraten euch, welche zukünftigen Vintage-Schätze man jetzt (vielleicht) lieber aufhebt!

* „Vintage“ ist per Definition jedes Kleidungsstück, das mindestens 20 Jahre alt ist. Unter „Wert“ verstehen wir sowohl den monetären Wert, also wieviel Geld ein Kleidungsstück bringt, als auch den persönlichen Wert.

Grails will be Grails… oder nicht?

Außer Frage steht, dass Vintage-Kleidung, die jetzt schon gesucht und heiß umkämpft wird, auch in zehn Jahren noch wertvoll sein wird. Aber auch hier gibt es Aufs und Abs – namhafte Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sind Snapback Caps oder Tommy Hilfiger Gear aus den 90ern: Die sind immer noch beliebt, aber ihr Hype aus den Jahren 2010-2015 hat sich gesundgeschrumpft von horrenden Preisen auf ein (wieder) bezahlbares Niveau.


Snapback Caps: Ein Dauerbrenner

Seltener werden heutige Klassiker definitiv von Jahr zu Jahr: Von Kleidung, die gespendet wird, landeten laut dem BVSE (Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung) schon im Jahr 2020 "nur" 60% im Second Hand-Markt. Die übrige Kleidung wird recycled (25%) und vernichtet (15%). 

Auf den steigenden Wert von aktuellen Klassikern pocht darum auch AnniethingVintage aus Düsseldorf: Laut der Vintage-Verkäuferin sollte man Starter-Jacken, Nike Pieces [und] Band Shirts auf jeden Fall gut aufbewahren“ weil diese in zehn Jahren nicht mehr bezahlbar sein würden.



Starter Jacke @ Double Double Vintage

Dass besagte Starter-Jacken konstant gefragt sind, lässt vermuten, welche aktuelle Kleidung ebenfalls an Wert gewinnen könnte: Qualitativ hochwertige Stücke, für die man/frau auch mehr Geld in die Hand nimmt, weil man auch länger etwas davon hat (und persönliche Erinnerungen daran hängen).


Quality over Quantity

Dass bei der nachkommenden Kleidung die Qualität eine goldene (Vintage-)Zukunft hat, glaubt auch Luke aka Relics Vintage aus Frankfurt: „Ich bin nicht hundertprozentig sicher, was angesagt sein wird in zehn Jahren. Ich glaube aber, dass die absolute Voraussetzung sein wird, dass es qualitativ hochwertig ist. Also alles, was Fast Fashion ist, wird’s nicht sein.“

Das zeigt auch die Vergangenheit: Massen- und mangelhaft hergestellte Kleidung gab es auch schon vorm Jahr 2000. Aber natürlich suchen Leute nicht nach ‘dieser einen Billigmarke aus ihrer Jugend‘, bei der jedes Kleidungsstück schon nach einem halben Jahr kaputt war – oder sich im Falle von aktueller Fast Fashion-Produkten noch schneller auflöst (und zehn Jahre vermutlich nicht mal übersteht).

Qualität, die man fühlt: Sweater von Coogi


„Kleidung, die jetzt schon wertig und teuer ist, wird nicht an Wert verlieren“ glaubt auch Noah aka Advintage Hotdogs, der mit 26 Jahren an Vintage Store-Erfahrung schon viele Trends hat kommen und gehen sehen. Als Beispiel für qualitativ hochwertige Marken, die sich auf Dauer durchsetzen, nennt der Wahl-Hamburger die Marke Best Company: „Vor drei Jahren musste ich noch jedem erklären, dass das geiler Scheiß ist. Aber jetzt haben die Jüngeren das für sich entdeckt.“ Qualität scheint wieder im Kommen zu sein.

Outdoor Wear von Acronym (2018)

Noch nischiger (und dadurch zwangsläufig immer seltener) wird es bei Vince von Ishincroyable: Der Vintage Affiniciado vermutet, dass kleine europäische Heritage Brands aus dem Outdoor-Bereich“ in zehn Jahren sehr gefragt werden. Warum? „Weil die in den 2000ern wahnsinnig viel richtig gemacht haben“, aber momentan noch unter dem Radar vieler liefen. Wir schicken noch Sportbekleidung und Tech Wear mit ins Rennen, wo es genau wie bei Outdoor-Bekleidung in den letzten 20 Jahren bei Materialien (z. B. DryFit) und Designs vor Innovationen nur so wimmelt. Welche davon den Test der Zeit überstehen, kann man momentan nur vage mit vorherigen Vintage Trends vergleichen – einfach weil es beispielsweise Klettermode erst seit den 80ern gibt. Spannend!

Believe the Hype!

Jede Zeit bringt ihre eigenen Phänomene hervor: Musiker, Filme, politische Strömungen, Farbkombis, Technik und und und. Das Ganze gemischt mit einer prägenden Phase im Leben und fertig ist eine gesunde Portion Nostalgie mit ganz viel ‘ach, weißt du noch?‘. Jetzt schon zu erkennen, an welche (pop-)kulturellen Themen sich später mal beseelt erinnert werden wird, braucht eine gute Beobachtungsgabe. Umso besser, wenn Leute vom Fach sind:

„Alles, was mit Elon Musk und Tesla zu tun hat“ verordnet Deutschlands erster Vintage YouTuber Philips.Finds unter ‘Future Classics‘. Stilprägende Brands wie Acapulco Gold und 10Deep sieht VielGoodz bald hoch im Kurs – also Marken, deren Design ikonisch für eine bestimmte Ära stehen. Und Kappenspezialist David von Vintage Cap Kid behält Gaming Shirts im Blick, deren Zielgruppe schon lange der Subkultur entwachsen ist: „Ich glaub‘ auch, dass die Sachen nicht mal unbedingt 20 Jahre alt sein müssen oder älter, um diesen Vintage-Wert zu bekommen“ – was bei immer schneller wechselnden Trends nicht verwundern würde.

Acapulco Deep aus 2012: Nur echt mit Floral Print!

NFT: Nice Fashionable Token?

Wo wir eben bei „Gaming Shirts“ waren: Nicht nur Shirts mit Videospiel(motiv)en könnten in Zukunft noch beliebter werden, sondern auch Shirts in Videospielen. Denn auch in der Gaming-Welt spielt Kleidung eine immer wichtigere Rolle. „Für die Kids ist die Skin, die sie in Fortnite tragen, genauso wichtig wie ihre Kleidung im realen Leben. Beides reflektiert, wer sie sind“, hat bereits letztes Jahr Evelyn Mora von der Helsinki Fashion Week prognostiziert.


Das selbe Spiel im Metaverse: Die persönlich erstellten Avatare können Modeschauen besuchen und digitale Outfits kaufen – und auch wenn diese nicht wie real existierende Kleidung natürlich verblassen können etc., könnten sie durch Exklusivität und genügend lange Zeitdauer mal als (digitales) Vintage gelten.

Bleibt nur noch eine Frage: Was denkst Du, welche Teile in zehn Jahren einen Vintage-Wert haben? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

Hier außerdem die spannenden Antworten unserer Vintage Community:



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