All Things Vintage: T-Shirt Shape Guide

All Things Vintage: T-Shirt Shape Guide

Wer schon mal nach vintage Shirts gesucht hat, weiß es: Eine (kleine) „Medium“-Größe aus den 80ern ist nicht mit einer (mittelgroßen) „Medium“ von heute vergleichbar. Und die Shirts in den 90ern, 2000ern und 2010ern fielen nochmal anders aus! Grund genug für uns, sich anzuschauen wie krass sich die Silhouette von Shirts über die Jahrzehnte verändert hat.

1980s: Slimmer geht immer!

Auch wenn die 80s reich waren an opulenten Trends – Schulterpolster, Föhnfrisuren und Fransenjacken lassen grüßen – waren sie auch das Jahrzehnt des Slim Fits: Die T-Shirts saßen figurbetont und wurden gerne in die Hosen gesteckt.

Michael Jackson und Freddie Mercury 80s Tshirt

Die Sweater wurden zwar nicht ganz so eng getragen, aber waren ebenfalls kürzer geschnitten. Um bis zum Bund der (ebenfalls eng und zusätzlich hoch sitzenden) Jeans zu reichen, war also nicht viel Stoff nötig. Klar, dass die Größen dementsprechend im Vergleich zu heute viel kleiner ausfallen! Eine XXL aus den 80ern ist nach 2020er-Standards darum eher eine Medium.

Wir vermerken darum bei jedem unserer Artikel ob ein Teil „true to size“ ausfällt oder nicht (oder ob es eine „women’s size“ ist, die immer kürzer und schmaler ausfällt).

 

Vintage Crop Top Shirts

Apropos “kürzer und schmaler”: Die Crop Tops, die momentan wieder ein Comeback feiern, kommen auch aus den 80ern. Und die haben (entgegen homophober „Kritiker“) tatsächlich einen hypermaskulinen Ursprung – und zwar im American Football. Weil dort Jerseys während der Spiele regelmäßig zerrissen wurden, waren oft die Bauchmuskeln der Spieler zu sehen. Das führte zusammen mit dem damaligen Bodybuilding-Hype zu dem Trend, Shirts direkt so herzustellen. Ganz nach dem Motto: „Show ‘em what you got“ – aber auch ohne Sixpack wurden Crop Tops gerockt.

1990s: Baggy, baggy, baggy, can’t you see?

In den 90ern wurden nicht nur Technik und Filme schneller, größer und lauter (Playstation 1, CGI oder Love Parade, irgendjemand?). Sondern auch die Mode: Zwar gab es natürlich auch noch enganliegende Kleidung, aber die wurde jetzt gerne mit weiten Baggy Pants kombiniert oder direkt gegen Shirts mit Boxy Fit getauscht.


TLC Baggy Shirts

TLC: Crazy, sexy, cool (und noch sehr baggy)


Der Trend zu „größer und weiter“ war einerseits logisch, weil Mode seit jeher den größtmöglichen Kontrast zu vorherigen Designs sucht. Maßgeblich am Baggy-Trend beteiligt waren aber definitiv auch zwei Jugendkulturen, die in den 90ern komplett im Mainstream explodierten: Skateboarding und Hip Hop. Die hatten aus ganz logischen Gründen ein Faible für weit sitzende Kleidung, nämlich wegen mehr Bewegungsfreiraum und Stauraum. Mehr zu dem Thema gibt’s übrigens auch in unserem Artikel zur Evolution von Carhartt Work Pants.

Aber nicht nur Rapper und Skater trugen T-Shirts und Sweater (und Hosen und Jacken) jetzt oversized: Der „Boxy Fit“ – also genauso weit wie lang – war von Raves, Laufstegen bis ins TV überall.


2000s: Das Jahrzehnt von XS und XXXXXL

Das neue Jahrtausend brachte, neben Klingeltönen und deutschem Gangster Rap, ab ca. 2004 zwei Extreme in Sachen „T-Shirt“ hervor: Sehr enge und seeeehr weite Shirts.

An der Popularität von engen T-Shirts dürfte auch Emocore nicht ganz unschuldig gewesen – viele Bands der gefühlsbetonten Musikrichtung haben ihr Anderssein auch mit ihren Outfits nach außen getragen, wobei neben Makeup und Haarspray auch eine Rückkehr zum engen Style der 80er zelebriert wurde – inklusive enger Shirts, was nicht verwundert bei eventuellen (Style-)Vorbildern wie The Cure.


Fall Out Boy 2000er
Fall Out Boy in den mittleren 2000ern


Am gegenteiligen Oversized-Trend war zur selben Zeit mal wieder Hip Hop maßgeblich beteiligt: Nachdem das Musikgenre jahrzehntelang von Künstlern aus New York und Los Angeles dominiert worden war, gewann ab den frühen 2000ern der „Dirty South“ an Bedeutung.

Der Sound der Trap (im T.I.‘schen Sinne) und die Musikvideos lenkten das Spotlight auf überdimensionierte T-Shirts, die im Kleiderschrank gefühlt jedes Südstaaten-(T)rappers hingen. Eine Erklärung dafür: Unter den weiten (meist weißen) Shirts ließen sich gut ungesehen illegale Substanzen verstecken. Günstig zu kriegen waren sie auch (und wurden ab jetzt auch von neuen Marken eeeextra lang hergestellt.

Dem Franchize Boyz mit DER Hymne auf übergroße T-Shirts


2010s: Von allem ein bisschen

Nach den Extremen der vorherigen Dekaden pendelte sich die Passform von Shirts und Sweatern in den 2010ern größtenteils in der Mitte ein: Der Regular Fit, der natürlich nie weg war, hielt auch in Subkulturen wieder Einzug. Und auch wenn Skinny Jeans noch weggingen wie warme Semmeln, war oberhalb der Gürtellinie vieles wieder ‘normal‘ – also irgendwo zwischen Slim Fit der 80er und Drop Shoulders der 90er.


Mac Miller Most Dope TShirt

 
Erwähnt werden müssen hier natürlich noch schmale, aber überlange Shirts, die in den frühen 2010ern von Kanye West bis zum Buxtehudener Shishabar-Besitzer jeder gerockt hat. Außerdem wichtig und vor allem innovativ: Shirts und Oberteile aus Dri-Fit. Das Polyester-Material, das dank Hochleistungs-Mikrofasern die Kühlung des Körpers unterstützt, hat sicherlich auch geholfen, enganliegende Kleidung salonfähiger zu machen – aber ausnahmsweise mal aus funktionellen Gründen.

PS: Wenn Du das nächste Mal durch unsere Vintage-Shirts und Vintage-Sweater schaust, weißt Du jetzt warum wir jedes einzelne Stück mit Größenangabe und der Info „true to size“ oder zusätzlichen Infos versehen – weil „XL“ oder „Small“ früher etwas anderes bedeutet hat als heute.

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